Präferenzabfrage zu kompliziert
Die verpflichtende Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen in der Anlageberatung hat ein Jahr nach ihrer Einführung die regulatorischen Erwartungen nicht erfüllt. Dies macht der BVI in einer Stellungnahme gegenüber der ESMA im Rahmen einer öffentlichen Marktsondierung deutlich. Privatkunden investieren heute deutlich weniger Geld in Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen als vor zwei Jahren. Neben einem schwierigen Marktumfeld sind die Auswirkungen der Regulatorik nicht von der Hand zu weisen:
- Nur 10 bis 20 Prozent der Privatkunden beantworten die Frage nach Nachhaltigkeitspräferenzen positiv. Die überwiegende Mehrheit davon verzichtet auf weitere Konkretisierungen ihrer Präferenzen.
- Mehr als drei Viertel der Kunden, die angaben, an Nachhaltigkeitspräferenzen interessiert zu sein, brachen bei der Angabe der konkret bevorzugten Produktmerkmale den gesamten Beratungsvorgang ab. Dies zeigt die Auswertung der Daten eines Robo-Advisors.
Diese Zwischenergebnisse deuten darauf hin, dass Kunden mit den gesetzlichen Kategorien der Nachhaltigkeitspräferenzen überfordert sind oder diese die Kundensicht auf Nachhaltigkeit nur unzureichend abbilden. Wir fordern daher eine deutliche Vereinfachung der Präferenzabfrage. Die Überprüfung des SFDR-Rahmens bietet die Gelegenheit, über die Einführung eines Kategorisierungssystems für nachhaltige Produkte nachzudenken, das Kunden auch die Orientierung im Vertrieb erleichtern könnte.
Hören Sie zu diesem Thema auch den Podcast „Ist der Hype bei der Nachhaltigkeit vorbei?“ mit Thomas Richter und Prof. Christian Klein, Sustainable Finance, Universität Kassel.